06.04.10 ab 20:30 |
Nach wochenlangem Warten auf klaren Himmel kann ich heute endlich die ersten Beobachtungen im Freien
durchführen, der tief legende
Stratocumulus löst sich pünktlich bei
Sonnenuntergang auf.
Noch in der Abenddämmerung um 20:30
ein Blick mit dem Feldstecher auf Merkur, er steht etwa auf gleicher
Höhe wie die deutlich hellere Venus.
Zum ersten Mal den Dobson in den Garten transportiert, den Spiegel bis 21:20
abkühlen lassen, bis dahin im Stellarium die Positionen der
Beobachtungsobjekte eingeprägt. Ich entschließe mich, mit den
Sternhaufen im Fuhrmann und den Zwillingen zu beginnen, dann will ich
versuchen, meine ersten Galaxien im Sternbild Löwe und in der Jungfrau zu finden.
Gegen 21:30 ist es dunkel, zuerst ein Blick auf die Plejaden, dann
hoch zum offenen Sternhaufen M38 im Fuhrmann, eine Sternformation in dem Haufen
erinnert an ein Kreuz, der Nachbar NGC1907 war gut zu erkennen. Dann ein
kleiner Schwenk nach links zum M36, der Sternhaufen erinnert mich
irgendwie an eine kleine Libelle. Der nächste Blick durch den Sucher galt dem Ziel M37, schnell
hatte ich ihn gefunden - fast wie ein Kugelsternhaufen, gleichmäßig
verteilte Sterne, wunderbarer Anblick.
Anschließend den hellen Sternhaufen M35 in den Zwillingen
besucht, eine Formation heller Sterne erinnert an einen gebogenen Pfeil.
Folgt man der Pfeilspitze, trifft man auf den
Nachbarsternhaufen NGC 2158, er ist deutlich lichtschwächer, aber
trotzdem gut zu erkennen.
Mein nächstes Ziel ist der Supernovaüberrest M1 im Stier,
er steht 1° neben Zeta Tauri und war schnell gefunden, erkenne
ich eine Struktur? Dann den Dobson Richtung Südhimmel geschwenkt und
einen Blick auf Praesepe und den Planetoiden Vesta geworfen. Er steht
gerade im "Kopf" des Löwen und erscheint zwar nicht spektakulär, aber ich wollte ihn
einfach mal gesehen haben.
Endlich die ersten neuen Objekte: Meine ersten
Galaxien - M65, M66, NGC3628 unterhalb Chertan im Löwen - ich habe
das legendäre Leo-Triplett gefunden! Ein lustiger Anblick, die nahe
beieinander stehenden Sternsysteme erscheinen wie ein "Gesicht" im Newton.
Lächelt es mir zu?
Ein Schwenk nach rechts, nach einiger Suche hatte die Gruppe M95,
M96 und M105 weiter westlich gefunden, auch schön. Toll, auf Anhieb
6 Galaxien auf einen Streich!
Pause, freuen, den Himmel mit bloßem Auge betrachten. Es ist im
Frühjahr immer wieder ein faszinierender Anblick, die filigranen Pünktchen
vom Sternbild Haar der Berenice und Praesepe (M44) im Wechselspiel zu bewundern.
Erst jetzt als Belohnung einen Blick auf
Saturn mit direkt sichtbarem Titan und indirekt sichtbarer Rhea, Dione
ist noch überstrahlt.
So, jetzt werde ich richtig mutig - hinein in den Virgo-Haufen - was geht
denn hier ab? Ein "Gewimmel" von Galaxien, fast mehr als Sterne! Eine
namentliche Zuordnung ist mir natürlich noch nicht möglich. Aber es war
trotzdem ein faszinierender Streifzug, mit abwechselnder Höhe das
Teleskop azimutal hin und her zu schwenken, phantastisch,
was ich hier zum ersten Mal sehe. Eindeutig identifizieren konnte ich
die elliptische Galaxie M49, sie steht etwa auf einer gedachten
Verbindungslinie zwischen Saturn und Vindemiatrix.
Zum Abschluss des Beobachtungsabends kurz vor 23 Uhr meine ersten Kugelsternhaufen: M3
im Sternbild Jagdhunde, ca. 12°
direkt oberhalb von Arktur, im Sucher schnell gefunden, prachtvoller
Anblick! Aber er wurde noch übertroffen vom M13, der am Nordosthorizont
im Herkules aufgeht und bei guten Sichtbedingungen schon mit bloßem Auge sichtbar ist, ich konnte
Einzelsterne auflösen.
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mondfrei, Seeing: 7 |
07.04.10 ab 20:40 |
Auch heute ist der Himmel klar, nach den gestrigen
Erfolgserlebnissen will ich jetzt erste Gehversuche im
Virgo-Haufen unternehmen und den gestern beobachteten Galaxien Namen
zuordnen.
Gegen 20:40 wieder eine Merkurbeobachtung
mit bloßem Auge, die meine Frau bestätigt hat (Merkur ist in der hellen
Dämmerung wirklich nicht einfach zu erkennen), dann den Newton im Garten
aufgebaut. Im Stellarium versucht, mir die Positionen der einzelnen
Galaxien einzuprägen. Endlich ist es einigermaßen dunkel, um 21:30
beginne ich mit den Beobachtungen. Die Dämmerungsphase ist zwar
noch nicht ganz beendet, aber der Osthimmel geht schon, also los:
Das erste Ziel ist Saturn, beim Anblick des Gasplaneten bemerkte ich, dass die
Atmosphäre heute fast frei von störender Szintillation ist. Vollkommen
ruhig steht er im Okular, der Mond Dione ist
direkt sichtbar. Obwohl die Saturnringe fast auf der "Kante" stehen,
sind sie deutlich zu erkennen.
Anschließend ein Blick auf den Westhimmel, Besuch von M1, M35, M38, M36, M37,
ein Abschiedsblick (für dieses Jahr) auf M78, der Reflektionsnebel im
Orion steht schon tief im Südwesten.
Ein kurzer Blick auf den Kugelsternhaufen M3 und die Spiralgalaxie M94 im Sternbild Jagdhunde, mit
beiden will ich mich ein anderes Mal näher beschäftigen.
Wichtig ist heute der Virgo-Galaxienhaufen, der besonders im Frühjahr gut
sichtbar ist, bekanntermaßen sind die Frühjahrssternbilder nur während eines kurzen Zeitfensters im Jahr am Abendhimmel
gut sichtbar - die mondfreien Frühjahrsnächte will ich unbedingt nutzen.
Also ab Richtung Virgo-Haufen, ich will versuchen, die Jungfrau unten
aus zu knacken. Bei einem ersten Schwenk von Saturn zu Vindemiatrix
überraschend auf die Balkenspirale NGC 4123 gestoßen, dann M49.
Weiter, es ist dunkel genug,
Vindemiatrix als neuer Startpunkt - dann schräg rechts hoch und ich
bin tief in die Virgo eingedrungen: nach 5° die eng beieinander stehenden M60
und M59 gefunden, und jetzt "Galaxien-Hopping":
etwas weiter zu M58, dann mutig hoch zu M89, M90,
M87.
Zum Abschluss gegen 23:30 Uhr als Belohnung M13 im Herkules.
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mondfrei, Seeing: 8 |