Beobachtungen im April 2015 mit dem 8-Zöller |
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Datum |
Schöne Asterismen und schwache Fusseln im Dunst |
Bedingungen |
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09.04.2015 |
Ein frühlingshaft milder Abend, der Mond befindet sich wieder weit in der abnehmenden Phase, kurz entschlossen wird ein weiterer Beobachtungsabend einberufen. Meine Messier-Liste schreit nach Vervollständigung und das nächste Großprojekt wirft schon seine Schatten voraus: die Herschel 400 Liste. In diesem Zusammenhang mal ein Dankeschön nach Schönebeck für die phantastischen Beobachtungsberichte, die mich wieder zu neuen Taten inspirieren.
Im Tagesverlauf hatte sich eine Hochnebeldecke aufgelöst, die allerdings noch immer dunstige Luft hinterließ und meine anfängliche Begeisterung etwas dämpfte. Auch nach der Netzhautadaption beim obligatorischen Abstellen der Solarlampen während der Kühlphase des Hauptspiegels blieb es etwas trüb und aufgehellt, kristallklaren Himmel kenne ich anders. Na ja, gealterte Festlandluft eben. Sooo ... zum Beginn ein Blick auf die Königin des Frühjahrs 2015 namens Venus, die derzeit hoch am Westhimmel elongiert und sich der Erde nähert - aua. Ohne Filter blendend hell, sie erscheint konturlos, derzeit in Form eines reichlichen Halbmondes. Weiter mit Jupiter, wie bei der Beobachtung im Vormonat stehen die Monde wie an einer Perlenschnur an der Ekliptik aufgereiht. Zwei bellende Hunde in einiger Entfernung stören mich wenig, im Gegensatz zu einem meiner Nachbarn. Wieder mal vergessen, im Bad das Licht auszumachen, was? Unerhörte Verschwendung von Strom und sinnlose Verschleuderung von elektromagnetischen Wellen, meine davor stehenden Lichtschutzhecken sind doch noch nicht belaubt. Egal, ich starte mit zwei schönen Asterismen, die vertragen auch eine gehörige Portion Fremdlicht. Den Anfang macht NGC 1342 im Sternbild Perseus, der mich schon bei der Vorauswahl neugierig machte, er soll dem Sternbild Skorpion ähneln. Schnell ist er links von Algol gefunden: Ha! Nach Kembles Kaskade meine zweite eigene Zeichnung. So ist das doch ehrlicher, als sich public domain, also gemeinfreie Bilder von Wikipedia zurechtzuschnitzen. Ab jetzt Eigenleistung sozusagen. Erfreulicherweise erkenne ich sofort, was gemeint ist - ein dominantes Sternpaar unten wird umwoben von einer gebogenen Sternkette, die sofort Assoziationen an die Skorpionscheren weckt. Das Haufenzentrum erscheint sternarm, im oberen Bereich schwirrt ein zweiter, lichtschwacher Bogen um die Scheren. Toller Einstieg. Weiter geht es zum Orion, direkt unterhalb Ny und Xi im nördlichen Teil des Himmelsjägers ist NGC2169, die berühmte Zahl 37 zu finden: Öhem, wie jetzt. im ersten Moment erscheint nichts ziffernhaftes: ein kompakter, schöner Asterismus in Form von zwei markant gebogenen Sternketten. Aha, spiegeln wir gedanklich das Ganze richtig herum, dann sieht es schon viel besser aus: Eindeutig die Primzahl 37! Das ist doch mal was für Führungen. Jetzt weiter zur "Pflicht", die Vervollständigung meiner Messier- Sammlung. Blick nach Südosten, oh je, ist die Jungfrau heute hell. Scheinbar gesellen sich zur dunstigen Luft auch noch hauchdünne Schleierwolken. Trotzdem nehme ich tapfer die Herausforderung an und beginne mit der Suche nach Messier 98, der lichtschwachen fast Edge-on Galaxie. Denebola im Löwen ist mein Startpunkt, von dort aus nach unten und links, nach dem 2. Versuch erscheint ein lichtschwacher senkrechter Strich im Seitenverhältnis von 1 zu 4. Details sind nicht sichtbar, ein Feldstern begleitet die Galaxie. Derart lichtschwache Objekte sind in Zukunft gefälligst bei besseren SQM- Werten zu untersuchen. Ganz und gar an die Grenzen gerate ich bei der Beobachtung der breitseitigen Spiralgalaxie Messier 100. Nur schwach schält sie sich aus dem viel zu hellen Hintergrund hervor:
Sorry, mit mehr kann ich bei diesen Bedingungen nicht dienen. Aber auch unter klarem Himmel wären mit einem 8"-Rohr bei der geringen Flächenhelligkeit der Galaxie wohl kaum mehr Einzelheiten aus dieser Fussel herauszuholen. Ok, Soll erfüllt. Genug im Trüben gefusselt. Messier- Status neu: 67 von 110. Das Finale furioso bilden ein paar Schnellschussübungen aus der Hüfte: Das Leo-Triplett gefunden in 40s, danach M37, M36 und M38 mit NGC 1907 jeweils innerhalb weniger Sekunden gefunden. Betrachtet habe ich sie doch schon etwas länger, hach ja, die drei hübschen. Mit stolz geschwellter Brust verfrachte ich gegen 23 Uhr das Rohr und die Rocker-Box nach drinnen und lechze schon nach neuen Taten! |
mondfrei, dunstig, dünner Cirrus |
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Bilder: |
Zeichnungen, |
Standort: Fläming, 10 km nördlich von Lutherstadt Wittenberg |