August 2016 - im T-Shirt unter dunklem Himmel |
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Beobachtungen
Berichte
2010 April Chronologie
Teil 1 Galerien
Sonnensystem Links |
Datum |
Mars, Gegenmars und Saturn in Konjunktion |
Bedingungen |
24.08.2016 |
Unverhofft läuft der Sommer kurz vor seinem meteorologischen Ende zur Höchstform auf, die letzte Augustwoche verläuft heiß, mit lauen Nächten. Außerdem befindet sich der Mond weit in der abnehmenden Phase, die über Skandinavien und Polen herum geholte Meeresluft ist absolut klar - wirklich ideale Bedingungen für tatendurstige Hobbyastronomen. Um ehrlich zu sein - geplant war eigentlich nichts, doch der Anblick von Antares, Mars und Saturn zum Dämmerungsbeginn gaben den entscheidenden Kick - da war doch noch was? Oben staubt der Dobson vor sich hin, meine Tochter, die Saturn noch nie im Okular sah, besucht uns heute. Also Attacke, ehe der tief stehende Saturn sich in Richtung verdeckender Bäume verkrümelt, schnell den 8"er auf der Grundstücksauffahrt postiert. Grrr, wenn es schon mal schnell gehen soll. Der Okularauszug geht nicht, erst nach einigem Fummeln greifen die Einstellräder, und überhaupt, warum habe ich das uralte 25 mm Okular noch drin? Zu allem Überfluss ist auch noch der Sucher dejustiert - ich könnte fast - a la HB-Männchen - in die Luft gehen. Egal, Saturn irgendwie mit Herumrühren anvisiert - na endlich, gefunden:
In der Dämmerung zeigt der kristallklare Saturn zunehmend breite Ringe. Titan steht - völlig abgedreht - weit von der Ekliptik oberhalb von Saturn, daneben ein fast gleich heller Feldstern. Für Dione, Rhea, und Thetys ist es noch zu hell, außerdem stehen sie ziemlich nahe am Ringplaneten. Nachdem sich meine Tochter und meine Frau ebenfalls an dem Anblick entzückten, war die erste und wichtigste Etappe des Abends geschafft. Obwohl mein arbeitsmäßiger Terminplan derzeit sehr gedrängt ist, will ich diese optimalen Bedingungen nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ende August ist es schon kurz nach 21 Uhr dunkel - also den Dobson nach hinten zum Beobachtungsplatz verfrachtet und spontan im Stellarium nachgeschlagen. Bitte nichts Schweres - heute will ich einfach mal nur kontrollieren, ob die allereinfachsten Deepsky- Objekte noch vorhanden sind.
Und Ja - sie sind noch da, und zwar brillant und flimmerfrei: Dann ein Kontrollgang zur Auffahrt, M24 im Fernglas, südliche Sternbilder visuell. Zurück zum dunklen Beobachtungsplatz, neben einer hellen Sommermilchstraße schälen sich auch die schwachen nördlichen Sternbilder Cepheus und Drache deutlich heraus, es herrschen wirklich phantastische Bedingungen. Also gut, wenigstens ein neues Objekt soll noch gehen, Picot 1 - ein sehr einfach strukturierter, kettenförmiger Asterismus direkt unter Arktur:
Dominant erscheinen 6 etwa gleich helle Sterne, dazwischen blitzen gelegentlich 3 kleine Lichtpünktchen auf. Zwar kein Vergleich mit Kembles Kaskade, aber trotzdem hübsch. 22:30 Uhr. Es ist immer noch warm. Trockene, szintillationsfreie Luft, keine Mücken oder ähnliches Ungemach, nicht mal Hundebellen, Schafsblöken oder Entenschnattern. Lediglich der leise vor sich hin dudelnde TV mit meiner davor sitzenden Frau wenige Meter hinter mir im abgedunkelten Gartenpavillon. Allein unter Sternen und trotzdem nicht einsam! Ein wohliger Schauer durchfährt mich. Noch ein ausgiebiger Blick auf den phantastischen Nachthimmel, bevor ich mich samt Dobson in den Pavillon zurückziehe ...
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mondfrei, warm, wolkenlos, |
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Datum |
Objektiv statt Okular - der Südhimmel im Fläming |
Bedingungen |
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25.08.2016 |
Um mich nicht ständig zu wiederholen, die phantastischen Bedingungen gelten auch für die folgenden Berichte - lauwarmer Ostwind, stahlblauer Himmel, Wahnsinns-Seeing. Heute folgen bescheidene Versuche in der Astrophotographie, die Konjunktion von Mars, Antares und Saturn will ich mit dem Sensor meiner EOS 600D für die Nachwelt dokumentieren. Auch hier ein holpriger Start, nach umfangreichen Renovierungen im Haus und den damit verbundenen Umräumaktionen mussten wir erstmal das Stativ für die Kamera suchen, aha, es versteckte sich unter dem Doppelbett im Zimmer hinten oben. Am Südfenster der oberen Etage hurtig die Kamera auf dem Stativ montiert und ein paar einfache One-Shot-Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtungszeit erstellt. Obwohl die exorbitant helle Lichtglocke von Wittenberg das Ergebnis schmälert, gelang folgendes Bild: Mars knapp über dem Gegenmars Antares, schräg darüber Saturn. Schön erscheinen auch die Scheren des Skorpions vor einem fast grünlichen Hintergrund. Airglow? Das wäre ja der Hammer, die erste Aufnahme dieses Lichtphänomens! Und tatsächlich, bei höherer Vergrößerung (bitte auf das Bild klicken) ist das Grün nicht zu übersehen. Als "Abfallprodukt" der 15s-Belichtung erscheinen am linken Bildrand die sich im Schützen versteckenden Messier- Objekte. Diese kitzele ich mit einer extremen Nachbearbeitung aus dem im raw-Format aufgenommenen Bild aus der Wittenberger Lichtglocke heraus: Besonders hell leuchtet der Lagunennebel M8 mit integriertem NGC 6530, aber auch die anderen Messier-Flecken befinden sich noch ordnungsgemäß an Ort und Stelle. Es ist immer noch warm bei ganz leichtem Ostwind, aber den Dobson lasse ich heute nach den nervenraubenden Belichtungsreihen mal im Pavillon stehen. Astrophotographie und visuelle Beobachtung im Teleskop gleichzeitig ist in der Tat doppelter Stress, stelle ich gerade fest. Noch ein schneller Blick auf Collinder 399 (Kleiderbügelhaufen) mit dem Fernglas, na ja, nicht gerade überzeugend. Im Gegensatz dazu eine klasse Milchstraße, Kohlensack im Schwan und Great Rift kristallklar, sogar die Schildwolke schält sich im Süden heraus. So, genug für heute ...
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wie gestern |
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Datum |
Der erste Stern |
Bedingungen |
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26.08.2016 |
Wieder phantastische Bedingungen, nach einem heißen Tag ein lauer Abend. Keine Szintillation, gleißend heller Sonnenuntergang, Wahnsinns- Seeing. Heute ist Freitag - also morgen kein Kindergarten - Das ist DIE Gelegenheit. Meine älteste Enkeltochter (2 Jahre) darf etwas länger aufbleiben, sie soll heute zum ersten Mal einen Stern sehen: In der frühen Dämmerungsphase zeige ich ihr zunächst die Planeten Mars und Saturn im Süden, später Arktur und Wega. Arktur am Westhimmel erklärt sie sofort zu "Ihrem Stern". Sie wünscht sich Flügel und will ihn sofort besuchen. Opaaa, geht das? :) Jaa, vielleicht wenn Du größer bist ... Eine Stunde später aus Verlegenheit zunächst die gleichen Objekte wie vorgestern besucht, ich bin arbeitsmäßig derzeit sehr eingespannt, daher keine Vorbereitung. Ich bitte dafür um Entschuldigung. Aber danach geht es weiter mit alten Bekannten, ich bin total überrascht, was der fast 7 Jahre alte Dobson noch anstandslos zeigt. Der Kugelsternhaufen M71 im Pfeil erscheint sehr locker und "angelöst", fast sind Einzelsterne zu erahnen. Diese erahne ich nicht nur am Great Herkules Cluster M13, sondern sehe sie erstmals, bestechend auch die krabbenförmigen Ausläufer. Zurück zu Albiero, der Doppelstern in noch stärkerem Farbkontrast als vorgestern, völlig flimmerfrei. Danach ein Besuch vom hassgeliebten M27, mich haut es fast vom Beobachtungshocker (ähhh Stuhl). Bei meiner letzten Sichtung im Oktober 2010 zeigte er sich nur als "Sektkorken", heute in voller Pracht mit den seitlichen Ohren! Ein Blick auf den schnell gefundenen Ringnebel M57 in der Leier, ja der ist auch noch da. Der Zentralstern ... ist für einen Achtzöller unerreichbar, wurde aber im Fläming mit 16 Zoll schon gesichtet :-) Wenigstens etwas Produktives soll heute noch geleistet werden, also befrage ich meinen treuen Helfer namens Stellarium. Der Schlangenträger macht sich im Südwesten in angenehmer Höhe breit, oberhalb des linken Schultersterns Cebalrai ist der offene Haufen IC 4665 leicht aufzufinden.
Eine angenehme Überraschung, im 25mm Okular zeigen sich etwa 15 fast gleich helle Sterne in ausgesprochen regelmäßigen Abständen. Auffällig ist eine lineare Viererkette oben und ein Duplikat davon in der Nähe des Zentrums - sehr attraktiv. Zum Abschluss ein ausgiebiger Streifzug durch den Osthimmel mit bloßem Auge, das Herbstviereck Pegasus steigt dominant empor und hat die Perseus-Gattin Andromeda im Schlepp. Darunter die kleineren Sternbilder Widder und Dreieck, im Nordosten lugen schon die Vorboten des Winters in Form der Plejaden über den Horizont. Aber von selbigem sind wir derzeit weit entfernt, noch immer leicht bekleidet ziehe ich mit dem Dobson in den Pavillon zurück.
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wie gestern |
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Datum |
Besuch aus der Großstadt |
Bedingungen |
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27.08.2016 |
Unvermindert hält die Hitzewelle an, und das zu einem ungewohnt späten Zeitpunkt - Ende August. Heute ist eigentlich nichts geplant, direkt neben dem Beobachtungsplatz wurde der Freilufttisch vorab für eintreffenden Besuch okkupiert und mit Kerzen dekoriert. Also kein Deepsky? Doch, zumindest etwas. Bei zunehmender Dunkelheit zeigte sich wieder eine helle Milchstraße, was der Besucherin aus der Großstadt sofort ins Auge fiel ("Wow, die ist bei uns absolut unsichtbar"). Ein Wort ergab das andere, und da der 8"er sowieso griffbereit dastand, wurden gemeinsam noch ein paar einfache Objekte anvisiert. Nach kurzer Eingewöhnung am Okular (die bekannte Leichtgängigkeit der azimutalen Rollen) klappte es ganz ordentlich, ein paar einfache Sternhaufen und M31 konnte ich vorzeigen. Insgesamt waren es 4 warme "tolle Nächte" unter klarem, dunklem Sommerhimmel, so macht Astronomie wirklich Spaß. Zwar wurde kaum Neues erforscht, aber immerhin mein erstes Airglow und ein paar einfache Asterismen, diese Beobachtungsnächte werde ich sicher nie vergessen. |
wie gestern |
vorheriger Bericht - April 2015 |
Standort: Fläming, 10 km nördlich von Lutherstadt Wittenberg |