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Der erste Messier Marathon Anfang April 2011

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Beobachtungsbericht

Bedingungen

02.04.11

Bestmögliche Bedingungen - Neumond, sehr warmer Abend (tagsüber fast 25° C), niedrige Luftfeuchtigkeit, ganz leichter Luftzug, tagsüber nur ein paar Schönwetterwolken (Cumulus humilis), abends aufklarend, Ausrüstung: 8" Dobson f/6, 25mm Plössl.

Ziel eines Messier- Marathons ist es, möglichst viele Messier- Objekte in einer Nacht aufzufinden. Die optimalen Bedingungen dafür bieten sich Ende März, gefolgt vom Oktober. Der 2.April ist zwar schon etwas spät, aber einen Versuch ist es wert, zumal die Bedingungen optimal waren. Vor allem die angenehme Wärme.

20:00
Zunächst müssen die im Westen untergehenden Objekte erfasst werden, also im Stellarium die Dämmerungsphase gegen 21 Uhr simuliert, au, es wird knapp. Die Andromedagalaxie mit ihren Begleitern steht nur knapp über dem Nordwesthorizont.

20:30
Den Newton nach draußen transportiert, einen Beobachtungsstandpunkt gesucht, an dem ich vermute, M31 noch auffinden zu können. Erste Suche mit dem Fernglas, Mirach steht richtig, es könnte passen.

21:00
Start des Marathons, gleich ein Erfolgserlebnis. Ich erwische M31 mit M32 in einer Lücke neben 2 Kiefern. Gegen 21:10 Uhr wird es richtig dunkel, auch der zweite Begleiter M110 ist gerade noch zu erkennen:

Andromeda-Galaxie am Abendhimmel


21:15
Der erste Teil des Marathons macht den meisten Stress, was geht als nächstes unter? Die Triangulumgalaxie M33 steht mit ihrer niedrigen Flächenhelligkeit schon viel zu tief und ist unerreichbar, also ab Richtung Südwesten. Standortwechsel zur Ligusterhecke mit Blick nach Süden, M41 unterhalb Sirius gefunden. Weiter zum Orion, der sich dem Horizont entgegen neigt, M42, M43 und M78.
So, jetzt etwas langsamer, vor der ersten Pause noch etwas Vorlauf schaffen: M34 im Perseus, dann "en passant" die Plejaden M45 und Praesepe M44.

21:30
Die ersten 10 Objekte sind gefunden. Pause, Blick ins Stellarium, es soll am Süd - und Südwesthimmel weitergehen.

21:45
Die nächsten zeitkritischen Sternbilder sind Einhorn und Schild, der tief stehende M93 neigt sich schon bedenklich nach Südwesten, also ist er als nächstes dran. Glücklicherweise sofort gefunden, nicht wie vor einem Jahr erst nach einigem Suchen. Hoch zu M50, 8 Grad oberhalb Sirius, dann nach links zu M47 und M46.
Bei M46 verharre ich etwas, um den planetarischen Nebel NGC 2438 zu finden. Gar nicht so einfach, da er durch die Vielzahl der Lichtpünktchen des wunderschönen offenen Sternhaufens etwas überstrahlt wird. Indirekt hatte ich ihn dann aber doch erwischt. Jetzt schnell noch hoch zu M48, dann weiter nach oben zu M67 und ich habe mir die nächste Pause verdient.

22:10
Endlich Standortwechsel nach hinten in den wirklich dunklen Bereich meines Gartens. Nachteil ist hier nur, dass direkt im Süden in niedriger Höhe kulminierende Objekte durch eine dichte Hecke verdeckt sind, aber das ist derzeit kein Thema. Wichtiger sind jetzt die Sternbilder Jagdhunde und großer Wagen, die sich allmählich dem Zenit nähern, was die Beobachtung doch etwas erschwert.

Also hoch zu den Jagdhunden, die Galaxie M94 und nach einiger Suche oberhalb M106 gefunden. Zurück zum Doppelstern Cor Caroli (Alpha CVn), von dort aus im "Zickzack" nach links: M63 (Sonnenblumengalaxie), dann weiter zu M51 mit NGC5195 (Whirlpoolgalaxie), weiter zu Alkaid im Großen Wagen, von dort nach links zu M101, die Galaxie zeigt uns die Breitseite, trotzdem gut zu sehen. Dann nach rechts unten und den Kugelsternhaufen M3 mitgenommen, 10 Grad oberhalb Arktur. Gut.

Ein Blick nach Westen, Stier und Fuhrmann gehen langsam unter, aber diese Ecke ist für mich ein Heimspiel: M1, M35, M37, M36 und M38 sind in 5 Minuten „erledigt“.

22:45
Meine Frau besucht mich am Teleskop, was kann ich ihr schnell mal zeigen? Ach ja, Saturn gibt es ja auch noch. Sofort bemerkt sie die "breiteren Ringe als voriges Jahr" und Titan. Ich zeige ihr noch schnell M37, sie ist fasziniert von der Vielzahl der Sterne und wie ich ihn so schnell finde, er "ist doch ‚so’ eigentlich gar nicht zu sehen". :-)

Weiter geht es mit dem Löwen, er steht jetzt in angenehmer Höhe. Das Leo-Triplett mit M65 und M66, anschließend weiter rechts die ebenfalls beieinander stehenden M95, M96, M105. Bei M105 halte ich etwas inne und sehe erstmals NGC 3384 und NGC 3389.

23:00
Pause und Vorbereitung auf den schwierigsten Teil des Abends, den Virgo-Haufen. Noch mal versucht, die Position aller Galaxien ins Gedächtnis zu bringen. Entschluss gefasst, ihn in zwei Teilen zu knacken:
Zuerst der untere Teil, von Vindemiatrix aus rechts hoch in das Zentrum zum Paar M84/M86, Neuorientierung im Stellarium, dann den Rest finden.

23:20
Der Anfang war nicht sehr viel versprechend, nachdem ich M49 gefunden hatte, suchte ich ein paar Minuten vergeblich nach der tiefer stehenden Galaxie M61. Macht nichts, es geht weiter: Vindemiatrix > das Paar M60 und M59, weiter in derselben Richtung zu M58, nach oben zu M89, nach links oben zu M90, von dort nach rechts zur hellen Riesengalaxie M87, dann nach rechts oben zum engen Pärchen M84 und M86.

Erstaunlich, das hat ja geklappt wie am Schnürchen. Aber jetzt geht es weiter in bisher unbekannte Gefilde, den Rest vom Virgo-Haufen. Den Dobson etwas nach rechts oben geschoben, damit mir M84 und M86 nicht zu weit aus dem Blickfeld laufen. Schnell im Stellarium die Positionen der nächsten Galaxien gemerkt, es sind gar nicht mehr so viele Messier-Objekte!

Zurück ans Okular, M84 und M86 wieder zentriert, nach links zum Paar M91 und M88. 2 Grad schräg nach rechts oben zu M100, von dort nach recht unten zu M99, der Pin-wheel-Galaxie, abschließend zum schlanken M98 - geschafft! 14 Messier - Galaxien im Virgo-Haufen, das war jede Menge Holz für meinen ersten Marathon.

00:00
Jetzt eine ausgiebige Pause, die Nacht ist immer noch angenehm lau. Zurückgelehnt und die offenen Sternhaufen Praesepe (M44) und Haar der Berenice mit bloßem Auge bewundert.

00:20
Die Anspannung ist abgeklungen, ich brauche nur noch auf die im Osten aufgehenden Messier-Objekte zu warten. Genussvoll betrachte ich M13, der große Kugelsternhaufen im Herkules zeigt wieder Einzelsterne. Unweit davon M92, nicht ganz so hell. Ach ja, da waren doch noch die Bode-Nebel! Die hellen Galaxien M81 und M82 sind einfach immer wieder ein wunderschöner Anblick.

00:45
So, was haben wir jetzt als nächstes? Nicht verzagen, Stellarium befragen. Ups, das Haar der Berenice hätte ich fast vergessen, es birgt ja auch noch einen Kugelsternhaufen (M53) und die Black-Eye-Galaxie (M64). Gesehen - schön!

01:00
Die nächsten Messiers sind M5 im und M104, leider von meinem jetzigen Standort noch nicht sichtbar, also der nächste Umzug mit dem Dobson - in die Nordwestecke des Gartens. Grrr. Beim Absetzen mit dem Kopf den Sucher berührt und etwas aus der Halterung geschoben. Neu justiert an Arktur.

01:15
Endlich M104 im unteren Bereich der Jungfrau im Blickfeld, die Sombrero-Galaxie mit ihrem dunklen Staubband! Und M5, der Kugelsternhaufen im Sternbild Schlange ist fast noch heller als M13, allerdings nicht so einfach aufzulösen in Einzelsterne.

01:30
Rücktransport des Teleskops an meinen Lieblingsbeobachtungsplatz. Plötzlicher Anfall von Müdigkeit. Morgen soll es wieder heiß werden, und das Anfang April. Ich liebe nicht nur die Sterne allgemein, sondern auch unsere Sonne.
Also beschließe ich, statt einen Vollmarathon durchzuziehen, mit einem Halbmarathon die Nacht am Teleskop zu beenden. So bleiben mir auch noch Steigerungsmöglichkeiten für das nächste Mal.
Ein letzter Blick auf den Osthimmel, das Sommersternbild Leier geht auf. Also gut, einer geht noch, M57, der planetarische Nebel präsentiert sich in voller Pracht! Jetzt aber den Dobson verstaut, ich schaffe ihn nicht mehr ins Haus, der Gartenpavillon muss bis morgen ausreichen, mir fallen schon die Augen zu …

Zusammenfassung:
Für einen Halbmarathon ein respektables Ergebnis, 54 Messier Objekte von 110 in einer halben Nacht.

Es besteht allerdings noch Verbesserungspotential, M61 in der Jungfrau ist mir entschlüpft, M52 und M103 vergessen, M39 und M29 im Schwan standen im Norden und waren vom nahen Wald verdeckt, ein Standortwechsel hätte geholfen. Den Doppelstern M40 habe diesmal noch mit Missachtung gestraft.

Insgesamt eine sehr gelungene Beobachtungsnacht, aber noch Reserven. Das nächste Mal werden es deutlich über 60!

mondfrei,
Seeing: 7

 

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